Das Fahren auf der linken Seite bereitet ausländischen Touristen oft mehr Probleme als gedacht. Auch Markus und ich mußten uns am Anfang erst an den Linksverkehr gewöhnen – und zumindest ich hatte dabei schon den ein oder anderen Schreck-Moment. In Neuseeland ist eine heftige Diskussion entbrannt: Weil in den Medien immer häufiger von Touristen berichtet wird die schwere Unfälle verursachen fordern nun laut einer aktuellen Umfrage 75% der Neuseeländer eine praktische Fahrprüfung für Touristen. Vor allem asiatische Touristen haben keinen besonders guten Ruf als Verkehrsteilnehmer.
Der Linksverkehr in Neuseeland hat seine Tücken
Mein Vater war schon immer ein sehr guter Autofahrer und fährt in Deutschland seit 5 Jahrzehnten unfallfrei. Er ist wirklich fit, aber als er hier zu Besuch war hielt ich es trotzdem für eine gute Idee ein paar Übungsfahrten mit Ihm zu machen bevor wir Ihn auf den neuseeländischen Verkehr loslassen. Wir sind ein bissl rumgefahren: Kreisverkehre, Rechtsabbiegen, Autobahn usw. Hat super geklappt. Ganz wohl war mir trotzdem nicht und ich war jeden Abend froh als meine Eltern wieder heil zuhause ankamen.
Der einzige “Vorfall” der ihm passiert ist war beim Wenden in 3 Zügen in einer Sackgasse: Mein Vater holte mit dem Wagen rechts herum aus um zu wenden. Wenn man links fährt muss man aber nach links ausholen! Ups! Es sind diese unterbewußten, kleinen Fehler die fatal enden können!
Aus meiner Erfahrung sind das die 5 Dinge die Touristen beim Fahren auf der “falschen Seite” die meiste Verwirrung verursachen:
- Man fährt in Neuseeland linksrum (im Uhrzeigersinn) in einen Kreisverkehr hinein. Es ist üblich durch Blinken anzuzeigen wo man hin will (als würde man abbiegen). In Neuseeland gibt es viele mehrspurige Kreisverkehre und Doppelkreisverkehre.
- Blinker und Scheibenwischer sind in rechtsgesteuerten Fahrzeugen oft vertauscht. Wenn ein Auto bei strahlendem Sonnenschein an der Kreuzung den Scheibenwischer anmacht ist der Fahrer garantiert ein Tourist.
- Beim Wenden in 3 Zügen links herum ausholen!
- Man darf in Neuseeland auf mehrspurigen Autobahnen auf beiden Seiten überholen. Kiwis sind meist nicht zimperlich wenn man unsicher oder zu langsam fährt und überholen einen links und rechts.
- Auf mehrspurigen Autobahnen ist die Spur ganz rechts die “Fast Lane” (Überholspur) und bei Ausfahrten wird manchmal die komplette linke Spur ausgeleitet – manchmal aber auch nicht.
- Auch wenn es offensichtlich scheint: Da man im Auto als Fahrer auf der rechten Seite sitzt ist das Auto links breiter (Beifahrersitz) und nicht rechts. Das muss man beim Kurvenfahren und Spurhalten miteinberechnen (ich nenne keine Namen…).
Hier ein paar Tipps für Neuankömmlinge die sich in Neuseeland ans Steuer setzen wollen:
- Auch wenn jeder Urlaubstag kostbar ist: Bitte plant nicht bei der Ankunft am Flughafen einen Mietwagen zu nehmen und loszufahren! Nach einem so langen Flug ist man total erschöpft und gejetlagged. Ein Fahrfehler kann tödlich enden!
- Einen-Notfall Reminder fürs Linksfahren auf dem Amaturenbrett anbringen: zB ein kleiner Aufkleber mit einem Pfeil kann in Momenten der Orientierungslosigkeit mit einem Blick Sicherheit verschaffen.
- Den Beifahrer zum Copiloten machen: Der Beifahrer sollte beim Fahren aktiv mitdenken ohne aber dauernd nervige Kommentare zu geben.
- Ein Auto mit Automatikgetriebe wählen. So muss man nicht auch noch mit der linken Hand schalten und kann sich aufs Wesentliche konzentrieren.
- Auf der “falschen Seite” landet man meist nicht im Stadtgebiet wo viel Verkehr ist, denn dort sind andere Autos an denen man sich orientieren kann. Gefährlich ist zB das Verlassen eines einsamen Parkplatzes oder einer Tankstellen wenn weit und breit kein anderes Auto zu sehen ist. Autofahren ist normalerweise eine unterbewußte Tätigkeit, aber bei Linksverkehr sollte man immer bewußt fahren. Ansonsten läuft man Gefahr zB nach dem Abbiegen auf der falschen Straßenseite zu landen – weil das Unterbewußstsein vom Fahren in Europa so programmiert ist.
- Touristen unterschätzen oft die Reisezeit die in Neuseeland benötigt wird um mit dem Auto von A nach B zu kommen. Viele Straßen hier sind sehr schmal, haben nur einspurige Brücken oder viele Serpentinen. Also besser etwas mehr Zeit zum Fahren einplanen und gemütlich fahren.
- Für andere Fahren mitdenken. Der gemeine Kiwi lernt das Autofahren zum großen Teil von den Eltern. Zitat einer Kiwi-Kollegin die bei mir im Auto mitfuhr: “Warum schaust Du immer über die Schulter bevor Du die Spur wechselst…??!”. Außerdem fahren in Neuseeland Leute aus allen möglichen Ländern herum wo man den Führerschein teilweise ohne Fahrtest bekommt. Man sollte also auf alles gefasst sein. Aus einer Ausfahrt rausfahren obwohl ein Auto kommt gehört da noch zu den harmlosen Beispielen!
Wer eine eine Kolonne von Fahrzeugen hinter sich ansammelt muss rechts ranfahren!
- Auch zu langsames Fahren ist oft ein Problem. Fährt man langsamer als die zulässige Geschwindigkeit ist man in Neuseeland verpflichtet links ranzufahren und die Autos hinter sich vorbeizulassen (zB mit einem großen Wohnmobil). Wer eine Kolonne von Fahrzeugen hinter sich ansammelt läuft Gefahr von der Polizei rausgezogen zu werden und eine Strafe zu bekommen.
In Neuseeland waren im Jahr 2013 bei Unfällen (mit Verletzten) an denen Touristen und Ausländer beteiligt waren zu 75% DIESE auch die Unfallverursacher! Bitte fahrt vorsichtig!