Neuseelands PISA Rankings

Screenshot von www.oecd.org/pisa/data/
Auf der PISA-Übersichtskarte der OECD-Website kann man sehr schön sehen, dass Neuseeland bei den PISA Rankings relativ gut abschneidet. Die neuseeländischen Ergebnisse liegen über dem OECD-Durchschnitt, haben sich aber seit 2006 etwas verschlechtert.
Einwandererkinder schneiden in Neuseeland genauso gut ab, wie Kinder von Einheimischen. Außerdem gibt es in Neuseeland keine großen Leistungsunterschiede zwischen Mädchen und Jungs. Leider schlägt in Neuseeland (genau wie in Deutschland) der soziale Background der Kinder auf die Leistungen in der Schule durch – was ja eigentlich nicht sein sollte.
Auf dieser Website kann man sich die Pisa-Daten von Neuseeland und Deutschland im direkten Vergleich anzeigen lassen. Dabei habe ich den Eindruck, dass die Unterschiede nur marginal sind.

Screenshot der Webseite www.compareyourcountry.org
Mobbing in der Schule
Neuseeland ist leider immer wieder wegen Mobbing an Schulen (in Neuseeland Bullying genannt) in den Schlagzeilen. In einer OECD -Studie über Bullying an Schulen schnitt Neuseeland ziemlich schlecht ab. Schüler wurden zu verschieden Szenarien befragt (“being left out, made fun of, being threatened, property taken by other students, being hit or pushed around, and having nasty rumours spread about them.”) und ob sie diese Situationen erleben. Neuseeländische Schüler beurteilten ihre Situation dabei mit am schlechtesten. 18% der neuseeländischen Schüler gaben an regelmäßig selbst Opfen von solchem Verhalten zu sein. Im OECD Durchschnitt sind es nur 8%.
Man muss aber dazusagen, dass die Studie natürlich nicht ganz repräsentativ ist, weil es hier um die subjektive Wahrnehmung der Schüler geht. Ganz von der Hand zu weisen sind die Probleme aber sicher nicht.
In der neuseeländischen Gesellschaft tendiert man eben dazu, Probleme nicht offen anzusprechen, sondern eher unter den Teppich zu kehren. Das könnte meiner Meinung nach mit ein Auslöser für solches Verhalten sein.
Es gibt Initiativen, das Bullying in neuseeländischen Schulen durch Aufklärung zu bekämpfen. Ist aber wohl ein schwieriges Thema und immer mal wieder in den Schlagzeilen.
Home Schooling in Neuseeland
Ja, Homeschooling ist in Neuseeland erlaubt! Es gibt eine Beschulungspflicht für Kinder von 6 bis 16 Jahren. Die meisten Kinder haben an ihrem 5. Geburtstag den ersten Schultag und gehen in eine reguläre Schule. Neuseeländische Eltern haben aber auch die Möglichkeit ihre Kinder zuhause zu unterrichten. Dafür muss man zuerst eine Ausnahme-Genehmigung bei Bildungsministerium beantragen. Dabei unterschreibt man eine Erklärung, dass man selbst für das Lernprogramm seines Kindes verantwortlich ist, und dass der Unterricht so regelmäßig und so gut wie in einer regulären Schule stattfindet. Was das im Detail bedeutet ist nicht definiert, denn es besteht wohl kein Zwang sich an den staatlichen Lehrplan zu halten.
Etwa 1% der neuseeländischen Kinder machen Home Schooling und Eltern, die ihre Kinder zuhause unterrichten, bekommen sogar finanzielle Unterstüzung vom Staat: Für das erste Kind, das zuhause unterrichtet wird erhält man 743,00 NZD Aufwandsentschädigung pro Jahr, für weitere Kinder jeweils etwas weniger.
Kinder, die zuhause lernen, können auch die Tests für die neuseeländischen Schulabschlüsse NCEA Level 1 bis 3 ablegen. Die Tests müssen allerdings in einer regulären Schule absolviert werden.
Mehr Infos über Home Schooling in Neuseeland gibt es hier:
Home Education Information beim Ministry of Education
Home Schooling New Zealand
National Council of Home Educators
Lehrpläne online
Auch wenn man nicht vor hat sein Kind zuhause zu unterrichten, ist es praktisch, dass Heimunterricht in Neuseeland grundsätzlich erlaubt ist. Selbst wenn ein Kind auf eine reguläre Schule geht, wird es nicht gleich mit der Polizei abgeholt, wenn es mal ein paar Tage oder Wochen im Unterricht fehlt. Ich habe mir sagen lassen, dass es wohl allgemein akzeptiert ist, wenn Eltern ihr Kind mal für eine längere Reise ein paar Tage vor den Ferien schon aus der Schule nehmen bzw es erst zurückkommt, wenn der Unterricht eigentlich schon längst wieder angelaufen ist. Da nimmt man sich ein paar Aufgaben mit auf die Reise und dann passt das schon. Aber ob das möglich ist, kommt natürlich immer auf die einzelne Schule an.
Schulzonen
Die meisten Gebiete in Neuseeland sind in Schulzonen (school zones) unterteilt. Die meisten Schulen haben eine Zone und sinf verpflichtet Kinder aufzunehmen, die innerhalb dieser Zone wohnen. Viele Eltern wählen ihren Wohnsitz demnach bewußt, damit das Kind auf die Schule gehen kann, die man sich ausgesucht hat. So macht sich die Schulzone teilweise sogar in Hauspreisen oder auch in der Höhe der Miete bemerktbar. Wenn man sich irgendwo niederlässt sollte man als Eltern also auch immer bedenken, dass der Wohnort unter Umständen die Schule festlegt.
Möchte man sein Kind auf eine Schule schicken, obwohl man außerhalb der entsprechenden Zone wohnt, schreibt man das Kind auf der “Out-Of-Zone” Liste der Schule ein. Viele Schulen nehmen auch Kinder von außerhalb ihrer Zone auf, aber diese Plätze sind begrenzt und es ist nicht sicher ob man tatsächlich angenommen wird. Beliebte Schulen haben lange Wartelisten.
Es gibt auch Schulen die keine Zone haben, wo man jedes Kind einfach einschreiben kann. Das sind aber meist Privatschulen.
Auf dieser Website kann man die Schulzonen der meisten Schulen in Neuseeland nachschauen.
Das Decile System
Schulen in Neuseeland sind in 10 Deciles gegliedert. Das Decile einer Schule sagt aus, wieviele Kinder mit niedrigem sozioökonomischem Status im Einzugsgebiet der Schule leben. Der sozioökonomischem Status einer Gegend ergibt sich aus Daten, die bei der Volkzählung (Census) erhoben werden. Betrachtet wird zB das Durchschnittseinkommen im Einzugsgebiet der Schule, der Anteil von Eltern die Sozialhilfe bekommen, der Anteil von Eltern, die niedrig qualifizierten Berufen nachgehen usw. Schulen mit Decile 1 sind die 10% der Schulen, in die anteilig die meisten Kinder mit einem niedrigen sozioökonomischem Background gehen. Schulen mit dem Decile Wert 10 sind die 10% der Schulen in die die wenigsten sozioökonomisch benachteiligten Kinder gehen.
Je niedriger der Decile Wert ist, desto höher ist die staatliche Förderung, die eine Schule erhält. zB mehr Finanzmittel, mehr Personal usw. So sollen sozioökonomische Unterschiede ausgeglichen werden.
Die letzte tatsächliche Volkszählung war allerdings 2013. In 2017 gab es zwar auch eine, aber die wurde irgendwie für “nicht brauchbar” erklärt, weil zu viele Haushalte nicht mitgemacht haben. Da Neuseeland enormes Bevölkerungswachstum hat (ca 2% Zuwachs pro Jahr) und dadurch sehr viele Gegenden rasch ihr Gesicht verändern, sind die Decile Daten ziemlich veraltert.
Die Decile-Werte der Schulen sind ein Anhaltspunkt, aber konkrete Schlüsse, ob es sich um eine gute oder “schlechte” Schule handelt lassen sich daraus eigentlich nicht ziehen.
Allgemein ist das starre Decile System stark in die Kritik geraten und ich vermute, dass die Finanzierung der Schulen bald anders organisiert werden wird.
Auf dieser Seite gibt es eine Liste aller Schulen in Neuseeland mit den Deciles zum Download und hier wird das Decile System ausfühlich erklärt.
Education Reviews
Alle Schulen und Kindergärten werden in regelmäßigen Abständen vom Educational Review Office überprüft. Die Berichte zu diesen Überprüfungen kann man auf der ERO Website nachschlagen. Man muss nur nach der entsprechenden Schule oder dem Kindergarten suchen.
Schulgebühren für Ausländer
Nur wenn Eltern und Kinder die entsprechenden Visa haben, können Einwandererkinder “kostenlos” zur Schule gehen. Wer sich mit einem Touristenvisa (Visitor Visa) in Neuseeland aufhält wird als “ausländischer Schüler” behandelt. Für ausländische Schüler (international students) erheben die meisten Schulen happige Schulgebühren. So kostet ein Schuljahr an der Lincoln High School in Canterbury für ausländische Schüler zB 13.800 NZD pro Jahr.
Hier gehts zum anderen Artikel über Schule in Neuseeland: Das Schulsystem in Neuseeland Teil 1: Weniger Stoff – Weniger Stress – Weniger Bildung?
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