Unser beiden Kinder wurde ja in Neuseeland geboren und sind mittlerweile aus dem Baby-Alter raus. Ein Kind in einem “fremden Land” auf die Welt zu bringen und groß zu ziehen ist nicht einfach und war für uns eine ganz neue Facette des Auswanderns. Die Familie ist bei den meisten Auswanderern weit entfernt und so ist man als Eltern in dieser wichtigen Lebensphase zum größten Teil auf sich allein gestellt.
Plunket ist da eine willkommene Anlaufstelle: Plunket ist eine karitative Organisation die sich um das Wohl von Babys und Kleinkindern kümmert und Eltern unterstützt. Wenn man in Neuseeland ein Kind bekommt dann führt an dieser Einrichtung kein Weg vorbei. Schon 1907 wurde Plunket gegründet und mittlerweile sind die Plunket-Hubs in allen Städten Neuseelands zu finden. Den etwas seltsamen Namen hat die Einrichtung von Alexandrina Plunket, der Ehefrau des damaligen Gouverneurs . Eine größzügige Spenderin und selbst Mutter von acht Kindern.
Plunket: Die neuseeländische Elternberatungs-Stelle
Der Plunket Hub ist eine Einrichtung wo man als Eltern jederzeit Hilfe in allen Lebenslagen erhält: zB wenn das Baby kleine Wehwehchen hat oder man einen Ratschlag braucht zB bei der Auswahl oder dem Einbau eines Autositzes. Ich glaube selbst als Tourist mit Baby würde man dort Hilfe bekommen. Außerdem werden bei Plunket regelmäßig Kurse zu verschiedenen Themen rund ums Baby angeboten: Von “Feste Nahrung” bis hin zu “Wie sichere ich meine Wohnung”.
Ob man diese Kurse wirklich braucht: Naja… Das meiste kann man sicher auch im Internet nachlesen. Aber für mich war der Plunket Hub ein super Ort um neue Leute und vor allem andere Mütter mit Kindern im gleichen Alter kennenzulernen. Hier in Gisborne gibt es zB auch eine wöchentliche Plunket Coffee Group wo sind Mütter ganz unverbindlich in einem unverwüstlichen Cafe mit Spielecke treffen und preisreduzierten Kaffee schlürfen können. Zum Angebot hier in Gisborne gehört außerdem Mutter-und-Kind-Yoga, Baby-Schwimmen und Kinderflohmärkte.
In Neuseeland werden Mutter und Kind die erste Zeit nach der Geburt noch von der Hebamme betreut. Nach ein paar Wochen übernimmt dann meist eine Plunket Nurse. Sie kommt ab und an mal vorbei, wiegt und mißt das Kind und gibt ein paar Tipps. Dieses engmaschige staatlich organisierte Betreuungssystem soll bestimmt auch helfen Fälle von Vernachlässigung frühzeitig zu entdecken.
Neuseeland setzt auf Hebammenbesuche statt Vorsorgeuntersuchungen
Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt wie in Deutschland gibt es in Neuseeland nicht. Diese Aufgabe übernimmt quasi die Punket Nurse: Sie notiert bei ihren Besuchen Gewicht, Wachstum und Lernfortschritte des Kindes. Arztbesuche sind übrigens für ein Kind unter 13 Jahre in Neuseeland grundsätzlich gebührenfrei (Erwachsene zahlen je nach Arzt bei Hausarzt pro Besuch eine Gebühr von 30 bis 60$). Man geht mit seinem Kind allerdings nicht zum Kinderarzt. Wie bei allen Fachärzten ist es üblich erst zum Hausarzt (GP) zu gehen und der überweist einen dann bei Bedarf an den Kinderarzt. Die verschiedenen Impfungen von Babies werden beim Hausarzt gemacht und sind ganz ähnlich zu dem was in Deutschland geimpft wird.
Eine weitere sehr hilfreiche Einrichtung ist die Plunketline: 0800 933 922 . Das ist die kostenlose 24-Stunden-Hotline für Eltern von Plunket. Dort können Eltern jederzeit anrufen und sich von einer Plunket Nurse beraten lassen. An dieser Stelle sei auch noch die kostenlose HealthLine erwähnt: 0800 611 116. Die HealthLine ist eine allgemeine Beratungshotline für Gesundheitsfragen (auch für Erwachsene). Man wird dort sicher keine Diagnose bekommen, aber wenn man zB nicht sicher ist ob man zum Arzt gehen soll kann ein Anruf dort ganz hilfreich sein.
Plunket ist ein Mütter Treff
Meine persönliche Erfahrung mit Plunket war eigentlich positiv aber hatte auch einen fahlen Beigeschmack. Wie gesagt ich war öfter bei Treffen und bei Veranstaltungen weil ich dort gleichgesinnte Mütter treffen konnte. Allerdings muss man sagen dass die Plunket-Welt manchmal schon recht einseitig und auch etwas überholt ist. Plunket kann natürlich nur unverfängliche Aussagen machen und die Ratschläge sind alle politisch korrekt. Zudem sind Plunket Nurses meist ältere Damen deren Erziehungsmethoden manchmal nicht mehr zeitgemäß sind. Wenn es nach Plunket geht darf das Baby zB auf keinen Fal bei den Eltern im Bett schlafen (Erstickungsgefahr) und muss ab dem 6. Monat dringend feste Nahrung essen weil es sonst akuten Eisenmagel erleidet (was natürlich beides Quatsch ist).
Es schadet also nicht die Ratschläge von Plunket auch mal in Frage zu stellen. Oft hilft es Google zu bemühen oder auch Freunde zu fragen die in Deutschland leben. Einige Dinge werden in Deutschland und Neuseeland nämlich durchaus unterschiedlich gehandhabt. Fühlt man sich gut informiert kann man dann selbst entscheiden was das Richtige ist.
Mehr Infos zum Thema Schwangerschaft in Neuseeland findet ihr hier.