Schwanger in Neuseeland

Schwanger in Neuseeland

Zahlen & Fakten

Unsere beiden Kinder sind ja mittlerweile aus dem Gröbsten raus und ich wollte mal von meinen Erfahrungen rund um die Schwangerschaft hier in Neuseeland berichten. Meine beiden Kinder wurden in Neuseeland geboren und deshalb habe ich leider keinen Vergleich zum deutschen System. Wie das in Deutschland so ungefähr läuft weiß ich zwar, aber direkt vergleichen kann ich die beiden Ländern leider nicht.

Wer in Neuseeland schwanger ist, der hat hoffentlich ein längerfristiges Arbeitsvisum (Work Visa) oder eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung (Resident Visa). Ich bin mir nicht ganz sicher, aber Auslandskrankenversicherungen schließen die Kosten einer Geburt und Betreuung in der Schwangerschaft denke ich aus. Wer allerdings am neuseeländisches Gesundheitssytem teilnehmen kann, der ist in der Schwangerschaft bestens versorgt – und das im Prinzip vollkommen kostenlos.

Ultraschallbild

Anders als in Deutschland bekommt man als Frau in Neuseeland einem Gynäkologen gar nicht zu Gesicht – außer man muß operiert werden oder ist schwerer krank*. Um alle Vorsorgeuntersuchungen und Verhütungsangelegenheiten kümmert sich der GP (Hausarzt) bzw Family Planning. Der GP stellt die Schwangerschaft offiziell fest (Blut – oder Urintest) und überweist einen dann zu einer Hebamme.

Sofern man eine “normale” Schwangerschaft hat wird die komplette “ärztliche Betreuung” in der Schwangerschaft von der Hebamme gemacht. Sollte es Probleme oder Komplikationen geben wird ein Arzt hinzugezogen. Da Englisch nicht meine Muttersprache ist wurde mir für die Schwangerschaftstermine sogar ein Übersetzer angeboten. Den hab ich aber dankend abgelehnt. Für die Ultraschalluntersuchungen bekommt man ein Rezept und geht in eine Radiologie Praxis.

Die Vorsorge Untersuchungen für Schwangere sind in Neuseeland ganz ähnlich wie in Deutschland

Den ersten Scan (Ultraschalluntersuchung) hatte ich in der 7.Woche. Dann noch einen in der 12.Woche und in der 18. Woche. Das ist der sogenannte “Anatomie-Scan” bei dem das Baby von oben bis unten angeschaut und gecheckt wird. Dann hatte ich glaube ich noch einen Scan in der 32. Woche. Wenn die Hebamme es für nötig hält kann sie jederzeit noch mehr Scans verschreiben. Man kann das Baby auch auf Down Syndrom checken lassen (Bluttest und Messung der Nackenfalte usw).

Außerdem gibt es regelmäßige Bluttests wo man unter anderem auch auf Schwangerschaftsdiabetes getestet wird. Ich denke mal das ist alles sehr ähnlich wie auch in Deutschland. Mehr über alle Tests  kann man hier beim Gesundheitsministerium nachlesen.

Mit der Hebamme hat man regelmäßige Termine wo man Fragen stellen kann und über alles mögliche Informationen bekommt: zB was man nicht mehr essen darf, wieviel man zunehmen sollte und welche Optionen man für die Geburt hat. Außderdem wird man immer gemessen und gewogen und alles wird schön dokumentiert. Die Hebamme hat uns auch zu einem kostenlosen Geburtsvorbereitungskurs geschickt, den ich sehr interessant und anschaulich fand. Da konnten wir uns dann schonmal mit den ganzen neuen Vokabeln vertraut machen….

Gute Versorgung ist auch in ländichen Gebieten gewährleistet

Gisborne ist ja mit 33.000 Einwohnern eher eine kleine Stadt. Der Vorteil ist dass man zum Krankenhaus nur eine sehr kurze Fahrtzeit hat. Wir wohnen sogar nur ein paar Minuten vom Krankenhaus entfernt. Das Krankenhaus ist meines Erachtens gut ausgestattet mit einer Geburtsstation mit kleinen Einzelzimmern und einer Frühchenstation. Auch eine Wassergeburt ist mögich. Wird ein Kind aber extrem früh geboren oder ist das schon absehbar werden Mutter und Kind mit dem Hubschrauber in einer größere Stadt (Tauranga, Hamilton oder Auckland) ausgeflogen. Für alle normalen Eventualitäten sind in Gisborne Fachärzte verfügbar.

Bei mir war es so, dass der Radiologe sich beim Ultraschall nicht ganz sicher war ob bei meinem Sohn etwas “Schwerwiegenderes” vorliegt und deshalb die Meinung eines Arztes der auf Ultraschall von Babies im Mutterleib spezialisiert ist, hinzuziehen wollte. So einen Spezialisten haben wir in Gisborne aber leider nicht. Ich dachte schon wir müssten mich hochschwanger ins Auto wuchten und in  die nächste größere Stadt fahren… aber nein: Wir bekamen vom District Health Board 2 Flugtickets nach Auckland (Markus als Begleitperson) im Wert von ca 800$ bezahlt. Außerdem gab es noch einen Gutschein fürs Shuttel das uns vom Flughafen zum Krankenhaus und wieder zurück brachte. Da war ich echt angenehm überrascht. Nachdem wir den Speziaisten in Auckland konsultiert hatten waren dann alle beruhigt, denn es war gar nichts. Alles ganz normal.

Geburt im Krankenhaus oder zuhause: In Neuseeland kann jeder Mutter frei wählen

Ich habe meine beiden Kinder im Krankenhaus zur Welt gebracht. Wer möchte kann aber auch eine Hausgeburt mit der Hebamme machen. Auch im Krankenhaus ist die Hebamme bei der Geburt dabei. Ein Obstetrician (Geburtshelfer-Arzt) ist verfügbar, wird aber nur hinzugezogen wenn es komplizierter ist. In Gisborne haben alle Mütter ein Einzelzimmer. Der Vater kann wenn er möchte auch im Zimmer schlafen, bekommt aber nur eine Matratze. Wir hätten am nächsten Tag heimgehen können, fanden es dann aber ganz gemütlich und waren froh um den Rat der Hebammen auf der Station und sind noch 2 Nächte geblieben. “Meine” Hebamme schaute natürlich auch immer mal vorbei. Wenn man dann das Krankenhaus verlassen hat besucht einen die Hebamme regelmäßig zuhause. Das Kind wird gemessen, es gibt viele Ratschläge und Nachsorge für die Mutter.

Das war jetzt meine Erfahrung in Gisborne. Mag sein, dass es in anderen Städten anders zugeht. Ganz zum Anfang meiner ersten Schwangerschaft haben wir ja noch in Auckland gewohnt und ich musste mir dort noch eine Hebamme für die erste Zeit suchen. Erst nach langem Rumtelefonieren konnte ich eine Hebamme finden die mich noch angenommen hat. Ich vermute mal, dass es durch das rasante Wachstum der Einwohnerzahl von Auckland in den letzten Jahren dort momentan zuwenig Hebammen gibt.

Dann war es auch so, dass ich in Auckland für die Ultraschall-Untersuchung 30$ zuzahlen musste. Es hätte auch eine andere Praxis gegeben wo es kostenlos gewesen wäre, da konnte ich aber wegen meinen Arbeitszeiten auf die Schnelle keinen Termin kriegen. Anscheinend können die Praxen da einen Aufschlag verlagen. In Auckland hat man auf der Wochenstation wohl auch kein Einzelzimmer.

Wenn man in Neuseeland ein Kind bekommt, gibt es eine Einrichtung an der man nicht vorbeikommt: Plunket. Darüber berichte ich dann ein andermal.
Hier gehts zu meinem Artikel über Mutterschutz und Elternzeit in Neuseeland.

Kinderwunschbehandlung ist in Neuseeland in den meisten Fällen kostenlos

Also Randnotiz sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass eine Kinderwunschbehandlung in Neuseeland unter bestimmten Vorraussetzungen kostenlos ist. Wer schon länger vergeblich versucht schwanger zu werden bzw nachweislich körperliche Probleme hat die eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege verhindert, dem wird die Behandlung vom staatlichen Gesundheitssystem bezahlt. Natürlich muss man dafür am neuseeländischen Gesundheitssystem teilnehmen (also ein passendes Visa haben) und es müssen gewisse andere Vorrausetzungen erfüllt sein. Außerdem gibt es eine Altersbeschränkung. Mehr Infos zum Thema künstliche Befruchtung in Neuseeland gibt es hier.

*Wer möchte kann sich natürlich als Privatpatient von einem Gynäkologen betreuen lassen.

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