In Neuseeland ist der Sozialstaat etwas anders organisiert als in Deutschland und auch wesentlich schlanker. Neuseeland bietet seinen Bürgern eine staatiche Krankenversicherung die gravierende Lücken hat. Diese läßt sich aber durch eine private Zusatzversicherung kostengünstig zur Premiumversorgung ausbauen (ausgenommen Zähne). Für unsere Zusatzversicherung zahlen Markus und ich zusammen zB rund 175 NZ$ pro Monat. Die staatliche Krankenversicherung ist bis auf kleinere Gebühren kostenlos.
Die einzige “Zwangsabgabe” neben der Einkommensteuer ist die staatliche Unfallversicherung ACC, die je nach Beruf und Unfallrisiko bei 1 bis 5% vom Brutto liegt (Das ist sehr ungenau, soll aber auch nur die Größenordnung verdeutlichen).
Lohnsteuer in Neuseeland
Die Einkommsteuer (PAYE) ist in Neuseeland anders gestaffelt, aber im Vergleich geringer als in Deutschland. Sowas wie ein “kalte Progression” gibt es hier nicht.
Ich hab mal einen alten deutschen Lohnzettel von mir rausgesucht und bin tatsächlich entrüstet, was mir da alles vom Brutto-Gehalt abgezogen wurde: Lohnsteuer, Kirchensteuer, Solidaritätszuschlag, Kranken- versicherung, Rentenversicherung, Pflegeversicherung und Arbeitslosenversicherung. Und beim Arzt mußte ich in Deutschland ja auch jede Menge Sachen aus eigener Tasche bezahlen (Stichwort IGel Leistungen usw).
Auf meinen Neuseeländischen Lohnzettel werden mir nur die Einkommensteuer und (ich glaube) ACC abgezogen. Obwohl ich eine “studierte Fachkraft” mit “doch ganz ordentlichem Gehalt” bin landen bei mir persönlich 77,4% meines Bruttogehallts als Netto auf meinem Konto. Das sind 22,6% Steuern und Abgaben. Nicht übel eigentlich – aber Vorsicht!
Mehr Eigenverantwortung statt Soziale Hängematte
Der Staat läßt dem Kiwi also mehr wesentlich mehr Netto vom Brutto, was aber auf der anderen Seite westentlich mehr Selbstverantwortung bedeutet! Wenn ich meinen Job verliere bekomme ich erstmal gar nichts, denn es gibt in Neuseeland keine Arbeitslosenversicherung. Es gibt zwar einen Jobseeker support, aber so üppig wie die deutsche Arbeitslosenversicherung fällt der sicher nicht aus. Man sollte sich also auf jeden Fall einen finanziellen Puffer für schlechte Zeiten ansparen. Neuseeländer können im allegemeinen eher schlecht mit Geld umgehen und leben oft von Pay Check zu Pay Check.
Für wirklich Bedürftige zB alleinerziehende Mütter mit kleinen Kindern gibt es eine Art Sozialhilfe (“Benefit”). Kindergeld gibt es in Neuseeland nicht, nur eine Art einkommensabhängigen Steuerbonus (Working for Families Tax Credits).
So funktioniert die Neuseeländische Grund-Rente
Niemand zahlt in Neuseeland Rentenbeiträge, aber jeder der länger als 10 Jahre rechtmässig in Neuseeland gelebt hat erhält die gleiche “Superannuation” Grundrente . Besonders hoch ist die nicht, aber wer keine Miete mehr zahlen muss kann damit über die Runden kommen. Und es wird niemand benachteiligt: Tagelöhner, Teilzeitkräfte oder Mütter die jahrelang ihr Kinder großgezogen haben – Alle bekommen die gleiche Rente! Wenn man aber schon keine Beträge bezahlen muss sollte man zusätzlich privat vorsorgen: Als Arbeitnehmer sollte man sein Geld gut anlegen oder im Laufe seines Lebens ein paar Mietobjekte kaufen (was viele Kiwis tun) um sich den Ruhestand finanziell abzusichern.
Hauskredite sind (ab dem 2.Haus) nicht schwer zu kriegen. So lassen die Kiwis dann ihre Mieter das Mietobjekt abzahlen. Wir kennen viele Kiwis die mehrere Häuser besitzen und alle sind finanziert und vermietet. Das ist aus deutscher Sicht natürlich schon irgendwie gewagt, aber hier ganz normal.
Hier noch eine kleine OECD Tabelle: “Steuer-und Abgabenlast einer Einzelperson ohne Kinder mit Durchschnittsgehalt”(wievel Steuern und Abgaben muss diese Person zahlen): Neuseeland 16.9%, Deutschland 49,3% (Bitte klicken zum Vergößern).
Auf dieser Website gibt es die vollständige Tabelle (oder direkt hier).