Heike und ihr Mann Harald haben im Januar 2016 alles auf eine Karte gesetzt: Sie verkauften ihr Haus in Deutschland und die ganze Familie wagte einen Neustart in Neuseeland. Heute ist Auckland ihre neue Heimat. Die Kinder haben sich gut eingelebt und Heike konnte ihre Leidenschaft zum Beruf machen: Mit einer Freundin zusammen restauriert sie alte Möbel und verpasst ihnen ausgefallene Designs. Mit dieser Geschäftsidee haben die beiden sich in Neuseeland ein erfolgreiches Business aufgebaut: ByebyeLoveNZ, das Upcycling Warehouse. Im Interview erzählt uns Heike wie die Idee nach Neuseeland auszuwandern überhaupt zustande kam.
Wann hattet ihr die Idee auszuwandern und warum Neuseeland?
Nachdem wir vor 13 Jahren mit unseren beiden Kindern, die damals 5 und 2 waren, für 7 Wochen Neuseeland in einem Wohnmobil bereist hatten, haben wir immer wieder über das wunderschöne, entspannte Leben in Neuseeland gesprochen. Aber zum damaligen Zeitpunkt waren wir noch sehr involviert in Deutschland. Wir waren happy mit dem Leben, das wir geführt haben. Aber irgendwann haben wir festgestellt, das mein Mann und ich gerne nochmal was verändern würden. Da haben wir angefangen uns näher mit dem Thema Auswandern zu beschäftigen und sind zu dem Entschluss gekommen, dass Neuseeland ein tolles Land wäre um sich vielleicht noch ein paar Träume zu erfüllen und in dem unsere Kinder auch eine tolle Zukunft hätten!
Neuseeland ist englischsprachig, sicher, weltoffen und demokratisch und natürlich von Meer umgeben – was für uns wichtig war! Ja und dann haben wir unser Haus in Deutschland verkauft, unser Hab und Gut in einen Container gepackt, die Kids von der Schule abgemeldet und sind Ende Januar 2016 nach Auckland geflogen!

Heike mit ihrer Familie
Welche Berufe hattet Ihr in Deutschland?
Mein Mann Harald ist Creative Direktor/Grafik Designer und hatte in Frankfurt mit seinem Partner eine kleine, feine Werbeagentur. Vorher hatte er in einigen großen internationalen Werbeagenturen gearbeitet. Ich habe als TV-Producer in der Werbung gearbeitet, allerdings war der Job mit 2 Kindern schlecht zu managen, da man oft wochenlang unterwegs ist. Zuletzt hatte ich als freier Producer kleinere Projekte betreut und mich ums Cost Controlling gekümmert.
Wie ist Euere Auswanderung abgelaufen?
Für uns war von Anfang an klar, dass, wenn wir diesen riesigen Schritt gehen, das nur gemeinsam funktionieren kann. Mein Mann wollte nicht alleine vorab einreisen und ich wollte nicht diesen ganzen Container-Kram alleine packen müssen! Also haben wir uns Ende Januar 2016 alle zusammen ins Flugzeug gesetzt und sind nach Auckland geflogen. Wir hatten uns für die ersten 2 Wochen in der Nähe meines Cousins am Papamoa Beach eingemietet. Mein Cousin lebt in Neuseeland und hatte vor unserer Ankunft schon ein Auto für uns besorgt, was sehr praktisch war. Überhaupt war es toll, daß uns jemand in den ersten Tagen zur Seite stand um z.B. ein Bankkonto zu eröffnen, das Auto zu versichern usw.
Nach der ersten Aklimatisierungs-Phase in Tauranga sind wir dann nach Auckland und haben uns auf der North Shore ein kleines nettes Haus angemietet. Dann sind wir aber nochmal mit einen Campervan losgezogen, um festzustellen in welcher Stadt wir eigentlich bleiben möchten. Wir waren alle noch total im Urlaubsmodus, weil die letzten Wochen vor der Ausreise doch ziemlich anstrengend waren. Mit dem Campervan kamen wir an wunderschöne Orten auf beiden Inseln vorbei, und wir hätten uns durchaus vorstellen können, dort zu leben. Am Ende haben wir uns, ein bisschen aus Vernunfts-Gründen, für Auckland entschieden. Mein Mann musste sich ja einen Job suchen, der seiner Qualifikation und Berufserfahrung in der Werbebranche entsprach. In Auckland waren die Chancen am besten.
Mit welchem Visa seid ihr eingereist?
Wir kamen mit Visitor Visas ins Land und die Kinder wurden dann erstmal mit Student Visa als “International Students” eingeschult. Das war natürlich sehr spannend, speziell für unsere Tochter, die bei der Einreise gerade mal 10 Jahre alt war. Ihr englischer Wortschatz war damals eher begrenzt. Bei unserem Sohn, war das etwas entspannter, da er mit fast 15 Jahren doch schon um einiges weiter war. Aber es gab überhaupt keine Probleme. Die neuseeländischen Schulen sind darauf eingerichtet “International Students” in den Klassen zu haben. Die Kids haben das unglaublich gut gemeistert! Da sind wir auch sehr stolz auf die beiden!
Mein Mann war der Haupt-Visa-Antragsteller. Leider hat sich die Jobsuche doch schwieriger gestaltet als angenommen, denn Neuseeland ist ein sehr kreatives Land mit hervorragenden kreativen Köpfen/Artdirektoren. Da ist es natürlich schwierig sich als New Zealand „No name“, was wir in diesem Land ja waren, zu beweisen. Mein Mann hat sich dann erstmal für ein Postgraduate Diploma/Passway Masters of Design Studiengang entschieden, sowie den Studenten vom Creative Advertising Zweig als Visiting Lecturer /Tutor vermittelt wie man mit den richtigen Insights Award Winning Kampagnen entwickelt. Als Gegenleistung gab es dann für ihn Nachhilfe in Social Media.
Nach dem Studium hat er einen Job als Art Director/Grafik Designer und Social Media Manager bei einem großen renommierten Orthodontist im Norden Aucklands bekommen. Er arbeitet immer noch dort und der Job macht ihm viel Spass. In seiner Freizeit macht er immer wieder mal freie Projekte. Ausserdem hat er natürlich viel zu tun mit dem ByebyeloveNZ Business: Da kümmert er sich um die Anzeigen, die Webseite und alles was an Grafik-Arbeiten anfällt. Wenn er Zeit und Lust hat macht er außerdem hin und wieder auch das eine oder andere Möbelstück!

Heike mit ihrem Mann und ihren Kindern
Hattet ihr einen Auswanderungsberater?
Ja, wir hatten Peter Beiner als Auswanderungsberater. Auf alle Fälle würden wir das wieder so machen. Er und seine Assistentin haben uns sehr geholfen. Wir standen immer in sehr engem Kontakt mit ihm und haben uns sehr gut betreut gefühlt.
Wie haben Eurer Kinder die Auswanderung weggesteckt?
Unsere Kinder waren bei der Einwanderung 10 und 15 Jahre alt. Für unsere Tochter war es das Beste, was ihr passieren konnte. Das neuseeländische Schulsystem bietet so viele Möglichkeiten sich zu entfalten. Sie tanzt und singt den ganzen Tag durchs Haus! Sie geht so gerne zur Schule, ist sehr beschäftigt mit Sport, Performing Arts, Drama, Dance usw. Es ist total schön zu sehen, wie Kinder nach ihren Neigungen gefördert werden und nicht pauschal der Trichter des Wissens angesetzt wird. Vor allem wenn wir an die Zukunft und die “Vierte Industrielle Revolution” denken: Da ist Kreativität und soziales Miteinander gefragt.
Unser Sohn hatte sehr viele soziale Kontakte und Freunde in Deutschland, und wir waren sehr gespannt wie er sich in Neuseeland einfügen würde. Aber auch er hat sich sehr gut eingelebt. Er hat einen sehr netten Freundeskreis, liebt das „chillige“ Leben hier und wird Ende des Jahres das College verlassen um sich einen netten Studien-Platz zu suchen.
Du hast mit einer Freundin zusammen ein Upcycling Warehouse in Auckland eröffnet. Wie kam es zu dieser Idee?
Als wir nach einem Jahr in Neuseeland ein Haus gemietet haben, hatten wir immer noch keine Möbel, weil der Container noch nicht ins Land kommen konnte. Da habe ich angefangen gebrauchte Möbel auf Trademe zu kaufen. Mit meiner Freundin und heutigen Business-Partnerin Jeanine Oxenius habe ich diese Möbel dann restauriert und nach unserem Geschmack verändert.
Für mich war es schon immer wichtig, ein schönes und gemütliches Zuhause zu haben. Mit unserer Auswanderung nach Neuseeland haben wir natürlich unsere Komfort-Zone verlassen. Das war uns vorher klar und darauf haben wir uns auch gefreut. Aber es hat dann doch relativ lange gedauert, bis wieder alles “On Track” war und wir wirklich angekommen waren.
Aber die Idee für unser Business war geboren. Meine Partnerin ist Künstlerin und es hat uns total viel Spaß gemacht, alles was wir gefunden und gekauft haben ganz individuell zu gestalten! Als unser persönlicher Bedarf gedeckt war, haben wir angefangen, die Möbel zu verkaufen, was wirklich nicht einfach war. Die ersten Monate lief es sehr schleppend, aber wir sind drangeblieben und haben uns enorm gesteigert. Wir versuchen uns vom Durchschnitt abzuheben und gehen mit sehr viel Sorgfalt, Ideenreichtum, und natürlich mit Kreativität ans Werk. Unsere Möbel von ByebyeLoveNZ sind “One of a kind” – das ist uns ganz wichtig. Jedes einzelne Stück gibt’s kein zweites Mal.
Wo findet ihr die Möbel und woher nehmt ihr die Ideen für das neue Design?
Wir suchen unsere Möbel auf Trademe. Aber einige Kunden rufen uns auch an und bieten uns Möbel an, die wir umsonst haben können. Da freuen wir uns natürlich ganz besonders drüber und versprechen immer Bilder zu schicken, wenn wir das Stück neu designed haben. Wir stöbern in Zeitschriften und sind viel auf einschlägigen Webseiten unterwegs um trends zu durchleuchten und versuchen dann in unserem Stil und mit unserer Kreativität etwas Tolles zu schaffen. Mittlerweile haben wir auch einige Kunden die Ihre Möbel von uns designen lassen. Das macht natürlich auch viel Spaß, denn meistens haben wir sehr viel Spielraum bei der Gestaltung!
Selbständig sein in Neuseeland: Schwierig oder einfach?
In Neuseeland selbstständig zu sein finde ich persönlich erstmal sehr einfach. Die ganzen Online Portale sind sehr gut aufgestellt für New Businesses. Für uns war es relativ einfach ein Business auf die Beine zu stellen. Allerdings dauert es doch eine ganze Weile bis ein Business läuft und man die Beachtung findet, die benötigt wird um zu wachsen. Der Markt ist natürlich sehr klein und die Verkehrswege sind immer noch schwierig, da die Südinsel nur mit Fähre und Flieger zu erreichen ist. Mittlerweile können wir unsere Möbelstücke auf der Nordinsel liefern. Wir haben uns ein sehr gutes Netz aufgebaut und arbeiten mit einem sehr zuverlässiges Transportunternehmen zusammen.
War es aus heutiger Sicht eine gute Entscheidung nach Neuseeland auszuwandern?
Wir fühlen uns alle sehr wohl hier und wir geniessen die Freiheiten, die wir hier haben. Vor der Auswanderung haben wir uns als Ziel gesetzt, mehr Freizeit zu haben, viel zu unternehmen und dieses wunderschöne Land zu bereisen. Das haben wir weitestgehend geschafft. Das alles geht natürlich auch hier nur bedingt, wenn man arbeiten muss. Selbstverständlich wird auch in Neuseeland viel gearbeitet und um ein Business aufzubauen, muß man sich echt ins Zeug legen. Aber es ist einfach wunderschön das Meer vor der Tür zu haben und einfach einen Spaziergang am Strand machen zu können, wenn einem danach ist. Oder mit dem Kanu abends nochmal schnell raus aufs Meer zu paddeln.
Welche 3 Dinge aus Deutschland vermisst Du hier in Neuseeland am meisten?
Wir vermissen natürlich die Familie und Freunde. Ich vermisse unsere schönen Weinfeste in Rheinhessen und ich vermisse das Reisen in Europa, die Kultur, die pittoresken Städte!
Welche 3 Dinge gefallen Dir am besten am Leben im Neuseeland?
Es ist ein entspanntes Land, im dem weitestgehend jeder das Leben leben kann das er möchte. Ich liebe das Meer, die Nähe zum Meer und die wunderschönen Strände im Norden. Ich liebe es Palmen in Garten zu haben, in denen die Tuis um die Wette zwitschern und ich liebe den Baustil der alten schönen Holzvillen in diesem schönen Land. Die Märkte hier sind wunderschön, ich sehe hier so viele wunderschöne Dinge die meinen Augen gut tun!!!
Mehr Interviews mit Neuseeland-Auswanderern findet ihr hier
Wer in Auckland wohnt und sich für die ausgefallenen Möbel von ByebyeLoveNZ interessiert, oder einfach Lust hat Heike mal persönlich zu treffen, sollte sie bei ihrem ByebyeLove Open Day am Sonntag in Long Bay besuchen:
Sonntag 19.Mai 2019, 10am bis 2pm, 2 Coastal Court in Long Bay, Auckland.
Das kann man super mit einem Besuch im neuen Long Bay Surf-Club (Cafe/Restaurant) verbinden, das ist nämlich gleich um die Ecke.
Ansonsten findet ihr ByebyeLoveNZ auf Instagram, Facebook und eine Website gibt’s natürlich auch.